Das Problem beim Gros der Xinjiang-Restaurants in Shanghai: Alle halben Stunden zwangsbeglücken hochdekorierte Tänzer die Gäste mit lautstarken Kulturdarbietungen. Gut intentiert aber komplett am Kunden vorbei.
Nicht so im Midina: Der Gast bleibt von jeglicher Beschallung verschont - nicht mal Shanghai Guangbo Diantai läuft im Hintergrund - und kann sich ganz auf die Leckereien aus Chinas fernem Westen konzentrieren.
Die Speisekarte ist hübsch bebildert und mit Google-Translate-Englisch beschriftet. Wir entscheiden uns für geschnetzeltes Kreuzkümmel-Lammfleisch (Cumin-Lamb) vom Grill, sautierte Broccoli, Naan-Brot, hausgemachten Joghurt und gebratenen Seafood-Reis.
Ersteres ist gut durchgegart und raffiniert gewürzt, die mitgerösteten Zwiebel leicht mehlig. Säuerlich, aber nicht undelikat schmeckte das im schlichten Plastikbecher gereichte Joghurt. Kein Almliebe-Biogurt wie in Aldi & Co, aber, ganz ganz wichtig, ungesüßt. Das Naan-Brot ist kunstvoll verziert und erfüllt trocken seine Pflicht als Xinjiang-Beilage.
Der gebratene Reis mit Meeresfrüchten kann hingegen überzeugen. Höhepunkt sind jedoch die sautierten Broccoli: Allein dafür würde sich ein Besuch im optisch so unscheinbaren "Midina" lohnen. Außen knackig und innen weich schmecken die grünen Stängel wie frischgeerntet von den saftigen Wiesen Zentralasiens.
Abstriche machen muss man beim abenteuerlichen Interieur, etwa hatten wir herrliche Aussicht auf einen alten Kühlschrank zwischen meterhohen Stapeln aufgerissener Fanta-Palletten. Auch das Serviceverständnis des Personals ist dürftig, bei einem Gesamtpreis für zwei Personen von 100 RMB jedoch zu verzeihen.