für die einen ein kult-star, für die anderen enfant terrible der literatur. die shanghaier jungautorin wei hui, 27, kam diese woche in den genuß eines interviews mit dem britischen nachrichtensender
bbc-world. ihr mittlerweile in ganz china verbotener roman
shanghai baby erschütterte letzten april die hüter von sitte und moral nachhaltig.
"dekadent, verdorben und der westlichen kultur unterworfen" lauteten die wenig schmeichelhaften prädikate der staatlichen zensur. 40,000 exemplare des buches gingen daraufhin öffentlich in flammen auf: pyro-publicity, die der ehemaligen literaturstudentin und ihrem werk zu kult-status verhalf. "fünf millionen illegale kopien zirkulieren alleine in der volksrepublik", lächelt wei hui und ergänzt,
shanghai baby sei auch im internet stark vertreten.
die zeitgenössische handlung dreht sich um eine romanze zwischen einer jungen shanghaierin und ihren liebhabern, einem schüchternen chinesen und einem deutschen expat. "normaler alltag in shanghai ohne politische inhalte", erklärt die verfasserin, der von kritikern vorgeworfen wird, in ihren beschreibungen tabulos vorzugehen und der jugend ein schlechtes vorbild abzugeben. "die rasanten veränderungen in china betreffen vor allem diese gruppe. meine aufgabe war es, die gegenwärtige situation der jungen shanghaier generation und deren ideale darzustellen".
auf eine frage, ob für sie persönliche konsequenzen entstanden seien schüttelt wei hui den kopf: "ich komme allerdings aus einer konservativen familie und mein vater, ein armeeoffizier, war ziemlich schockiert als ihn kollegen mit einem exemplar von
shanghai baby konfrontierten". unterdessen schwingt die schriftstellerin bereits wieder den bleistift: in ihrem nächsten buch wolle sie einen deutlichen vergleich zwischen westlicher und fernöstlicher jugendkultur herausarbeiten. für dieses projekt komme allerdings nur "ein feuerfester, ausländischer verlag" in frage.

eine chinesische online-version von
shanghai baby findet man auf
shuku.net.
der berliner ullstein verlag veröffentlichte im herbst 2001 die
deutsche fassung des buches, während die
englische bereits einige monate zuvor im regal gesichtet wurde.