Dann sucht sie in einer unsortierten Schublade das Wechselgeld zusammen, überprüft auch dieses drei Mal und gibt mir alles mit den rosa Durchschlägen durch den Schlitz zurück. Wichtig ist hier die Reihenfolge, zu unterst liegen immer die Durchschläge, dann folgen die Geldscheine, obendrauf liegen die Münzen aus Aluminium. All dies hintereinander heraus geben gehört sich nicht, egal wie wackelig die Konstruktion und wie klein der Schlitz ist. Während dieser Prozedur gibt es keinen Smalltalk, weil die Wächterinnen der Kasse stets streng dreinblicken. Wenn ich den ganzen Tag in so einer Butze hocken müsste, wäre ich wohl auch nicht fröhlich. Mit den Zetteln in der Hand suche ich meine Sockenfachverkäuferinnen wieder und bekomme diese mit viel Lächeln und dem Wunsch, ich möge bald wiederkommen, in einer kleinen Plastiktüte ausgehändigt. All dies dauert rund zwanzig Minuten und wer jetzt denkt, dass das zuviel Zeit ist, hat das Prinzip nicht verstanden. Ich habe etwa fünf Yuan bezahlt, rund 60 Cent, das ist wenig Geld für eine Chinesischübung plus ein Paar Socken. Ach, herrliche alte Zeiten… Wenn ich heutzutage in ein modernes Kaufhaus gehe, versuchen die Verkäuferinnen auf jeden Fall, mich auf Englisch anzusprechen und zu bedienen. Und davon lassen sie sich auch nicht abbringen, selbst wenn ich auf Chinesisch antworte. So dreht sich die Richtung um, jetzt bin ich der Englischlehrer. Das dauert wieder zwanzig Minuten, aber hab ich noch was davon? Nö, für den Unterricht muss ich meine Socken trotzdem noch bezahlen. Direktlink zum e-Book "Shanghai subjektiv!" auf amazon.de
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