Erwartet werden mindestens 70 Millionen Besucher. Diese Einschätzung hängt aber sicher nicht unwesentlich mit dem Ehrgeiz der Volkrepublik (und ihrer Größe) zusammen, die besucherreichste Expo der Vergangenheit zu schlagen. 1970 zählte Osaka nämlich schon stolze 64 Millionen Gäste. Ob diese Zahl übertroffen werden mag oder nicht, in einem Belang wurden schon alle Rekorde gebrochen. 220 Nationen und Organisationen sind fix angemeldet, 65 mehr als in Hannover anno 2000. Somit ist es amtlich - die Expo 2010 wird die größte Weltausstellung aller Zeiten.
Die Bedeutung des Großevents dürfe aber trotzdem nicht allein von der Mobilisierung der Chinesen abhängen, laut Meinungsumfragen werden nur 5% der Besucher aus dem Ausland anreisen, sondern auch von den einzeln vorgestellten Innovationen. In der Vergangenheit galt die Veranstaltung als Messe revolutionärer Neuheiten. So wurden auf Weltausstellungen erstmalig zum Beispiel die Nähmaschine, das Telefon, der Lippenstift, der Reißverschluss, die Atomuhr und das Farbfernsehen vorgestellt.
Gleichzeitig sind Weltausstellungen heute auch von Eventcharakter geprägt. Dies wird auch der deutsche Pavillon zeigen: Eine kleine, betretbare Stadt samt Hafen, Gärten und Parks, eine Fabrik und eine Oper. Die Botschaft des deutschen Pavillons wirbt mit dem Namen "balancity" für eine Stadt im Gleichgewicht zwischen Innovation und Tradition, Architektur und Natur, Gemeinschaft und Individuum, Arbeit und Freizeit. Das originelle Baukonzept verspricht weniger ein Gebäude im herkömmlichen Sinn, sondern vielmehr eine dreidimensionale, begehbare Skulptur im fließenden Übergang mit der angrenzenden Landschaft.
In Deutschland rief die Ausschreibung um den Pavillon zunächst Unmut hervor: Erstmals gab es für das Prestigeobjekt keinen öffentlichen Wettbewerb. Zudem mussten die Bewerber nicht nur Entwürfe zur künstlerischen und inhaltlichen Gestaltung abgeben, sondern wurden auch beauftragt, die gesamte Logistik des Betriebs zu organisieren. Gute und selbstständige Ideen würden dadurch zwangsläufig untergehen, befürchteten Kritiker. Die Bedenken scheinen aus heutiger Sicht jedoch unbegründet. Der deutsche Pavillon stieß schon bei den chinesischen Expo-Organisatoren auf positive Resonanz und hat laut deren Einschätzung das Potenzial zu einem der beliebtesten Pavillons überhaupt.
Schon in der Vergangenheit entpuppten sich die deutschen Aussteller oftmals als Publikumsmagnete. Begründet liegt dies jedoch in der Tatsache, dass Deutschland weltweit als Land der Innovationen und Ideen gilt und nicht zuletzt für die hochwertige Qualität seiner Produkte "Made in Germany" berühmt ist. Immerhin gewann der deutsche Pavillon der letzten Expo 2008 im spanischen Zaragoza einen goldenen Award für die beste thematische Umsetzung.
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