SHANGHAI
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Thriller: Shanghai Expats (4)
Von Stefan Lake
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Er aß und trank und lauschte seinen Gedanken.

Shen legte keinen Wert auf Öffentlichkeit, so viel war klar. Andererseits hatte sich Shen bei ihm gemeldet. Shen wusste, dass er nach Shanghai kommen würde, und Palmer hatte eine gute Ahnung, von wem Shen das wusste. Mark Li, Palmers früherer Mentor, hatte ihn an Shen verraten. Li hatte Palmer in Hong Kong gesagt, dass er es war, der das Erbe seiner Eltern zuerst an sich genommen hatte. Aber ihm wäre es selbst wieder genommen worden, von Shen.

Li hatte ihm das nicht ganz freiwillig gesagt. Er hatte dabei in den Lauf einer Glock geguckt.

Shen wusste also, dass Palmer hierher kommen würde, und mit dem Anruf bei ihm hat Shen wohl zum Ausdruck bringen wollen, wie sehr ihn das sorgte: nicht im Geringsten.

Warum sorgte Shen das nicht? Li musste Shen einiges über ihn erzählt haben. Wollte Shen ihn also provozieren? Verleiten, unvorsichtig zu sein? Oder fühlte sich Shen in Shanghai – seiner Stadt – tatsächlich so sicher? Unantastbar? Und sein Anruf war Ausdruck seines Selbstvertrauens?

War Shen unantastbar?

Palmer schob den leeren Teller weg, lehnte sich an die Wand und guckte auf den Bildschirm, ohne zu verstehen, was dort geschah. Er war kein Baseballfan. Aber wenn du alleine in einer Bar sitzt, musst du irgendwohin mit deinem Blick, und er hatte bereits zu lange die Leute um sich herum beobachtet. Besonders die Kerle. Er wollte keine falschen Signale aussenden.

Außerdem konnte er auch mit Blick auf den Schirm gut seine Umgebung beobachten. Wie die beiden Chinesinnen am Tisch nebenan, die immer noch rauchten und in einem fort redeten und jetzt zugleich Pizza aßen. Abbeißen, kauen, reden, schlucken, ein langer Zug an der Zigarette, reden, wieder abbeißen, wieder kauen. Sie sahen aus wie Models und hatten die Geschmacksnerven alter Chinesen, die sich von Stinkendem Tofu und Durian ernährten.

Und die Blonde in ihrem roten Kleid. Sie saß alleine an einem Hochtisch mit Platz für zwei; lange Beine übereinander geschlagen, vor sich ein Glas Rotwein und die noch halbvolle Flasche und eine Schachtel Zigaretten, von der sie in den vergangenen zwanzig Minuten fünf Mal genommen hatte. Öfter als die beiden Chinesinnen. Ihre Handtasche hing über der Stuhllehne.

Die Blonde hatte mehrmals zu ihm geschaut. Sie wusste wohl auch nicht, wohin mit ihrem Blick.

Und wie die zwei Männer, Europäer vielleicht oder Amerikaner, die gerade auf ihren Tisch zugingen.


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