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Von Volker Kienast
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Gestern wollte ich mir ein Eis kaufen. Prima Sache so was, draußen heiß, innen Eis! Über den Eisstand bin ich quasi gestolpert, irgendwo in den Weiten des schon beschriebenen Riesenkaufhauses. Auf Englisch heißt diese Kette „Cold Stone“, was ich nicht auf den Härtegrad der Eiskugeln beziehen wollte. Um das Happy End mal vorweg zu nehmen, das Eis war lecker, als ich es endlich in der Hand hielt.

Aber der Weg dorthin war – na ja – cold stonig.

Ich übersetze den Dialog mal auf Deutsch:

"Hallo, ich hätte gerne zwei Kugeln Eis, einmal Schokolade und einmal Mango, bitte."

"Hätten Sie gerne eine Waffel oder einen Becher?"

"Eine Waffel bitte."

"Soll die Waffel einen Schokorand haben oder nicht?"

"Bitte ohne Schokorand."

"Soll die Waffel einen Zuckerrand haben oder nicht?"

"Bitte auch ohne Zuckerrand."

"Soll ich unter die Waffel trotzdem einen Becher tun? Das ist sicherer."

"Ja, bitte tun Sie das."

"Möchten Sie gerne Schokostreusel auf das Eis?"

"Nein, bitte nicht."

"Möchten Sie gerne Kokosraspel auf das Eis?"

"Nein, bitte auch nicht."

"Möchten Sie gerne bunte Streusel auf das Eis?"

"Ich möchte mein Eis gerne heute noch."

Sie zögerte mit ihrem Lächeln, diese Antwort war bei Ihrer Ausbildung zur Ermittlung der höchst individuellen Kundenwünsche nicht vorgesehen. Bei meiner ersten Anfrage für die Wunscheisermittlung wusste ich allerdings auch nicht, dass ich bei Starbucks für Eis gelandet war.

Das Lächeln kam zurück.

"Möchten Sie, dass ich die beiden Eissorten für Sie auf unserem kalten Stein vermische?"

"Nein, auf gar keinen Fall."

Sie überlegte kurz, ob sie ihren Fragenkatalog durch hatte, dann:

"Oh, möchten Sie ihr Eis in einer kleinen, mittleren oder großen Waffel?"

"In einer mittleren, bitte."

Das war es dann wohl, tatsächlich bekam ich wenige Augenblicke später das, was ich schon vor einigen Minuten hatte schmecken wollen.

"Das macht 39 Yuan", sagte sie.

"Möchten Sie das Geld bar oder mit Scheck?" fragte ich.

Sie schaute mich unsicher an.

"Möchten Sie das Geld bar oder möchten Sie es von meiner U-Bahnkarte abbuchen?" fragte ich.

Sie war völlig perplex und starrte mich an.

"Möchten Sie, dass ich Ihnen das Geld auf die Theke lege oder soll ich es auf den Fußboden werfen?"

Weiteres ungläubiges starren.

"Möchten Sie chinesische Yuan oder mexikanische Pesos?"

Ich erkannte Verzweiflung in ihren Augen.

"Möchten Sie den Umtauschkurs von heute oder den von 1720, das ist die Qing-Dynastie?"

???

"Möchten Sie die Geldscheine glatt gestrichen oder soll ich sie fünf Mal falten?"

Tränen kamen in ihre Augen, ich machte Schluss mit diesem Spiel, mein Eis schmolz auf der Theke.


 
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