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Jinan, die graue Stadt im gelben Dunst
Von Volker Kienast
Übersicht

Jinan ist wahrlich keine schöne Stadt, aber sie lohnt sich allemal, um den Gelben Fluss, den Huang He, zu sehen. Der Fluss liegt im Norden etwas entfernt am Stadtrand. Der Weg aus dem Zentrum dorthin führt durch ein staubiges Industriegebiet, und das Taxi schlängelt sich auf der Straße zwischen metertiefen Kratern hindurch. Das Taxi hält am „Park des Gelben Flusses“ und wir zahlen zwei Yuan Eintritt. Dann stehen wir nach einer flirrenden halben Stunde am Ufer des breiten Stromes. Das Wasser fließt träge dahin, Wirbel aus Schlamm bilden sich.

Löß ist ein hochfeines Sediment aus Sandstaub, das vom Wind aus den Wüsten Chinas empor getragen wird und dann in der Luft auf einem mehrere hundert Lilometerweiten Weg in der Luft zu kleinen, stecknadelkopfgroßen Kügelchen zusammenpappt. Die sind dann wieder schwer genug, um auf die Erde zurück zu sinken. Da dieser geografische Prozess von Erosion und Sedimentation seit vielen Millionen Jahren abläuft, ist die Lößdecke teilweise mehrere Hundert Meter mächtig. Und durch dieses riesige Gebiet fließt der Gelbe Fluss, dessen Name nun etwas klarer sein dürfte.

In der chinesischen Geschichte hat der Fluss etliche Male sein Flussbett verlegt, weil der Schlamm sich abgesetzt und damit das Flussbett verflacht hatte. Dann trat das Wasser über die Ufer und suchte sich ein neues Flussbett, teilweise mehrere hundert Kilometer vom alten Bett entfernt, mit entsprechend katastrophalen Folgen für die Bevölkerung. Letztlich ist durch diese Flussbettverlegungen die Ausbuchtung Chinas in östlicher Richtung entstanden. Der Huang He wird von den Chinesen als Segen [wegen der Fruchtbarkeit des Löß-Schlamms] und Fluch gleichzeitig beschrieben. Wer hier am Ufer steht, kann sich die tragische Dynamik vorstellen.

Wenn das Schwemmland trocken fällt, setzt der Prozess der Erosion durch den Westwind wieder ein und über der Landschaft steht etliche hundert Meter hoch der Löß in der Luft. Durch den gelben Vorhang ist die Sicht stark eingeschränkt. In etwa vierhundert Metern Entfernung rechts von uns ist durch den Lößdunst eine Eisenbahnbrücke auszumachen, schemenhaft.

Der Spaziergang am Ufer beruhigt die von der Anfahrt etwas angerauten Nerven wieder; Ruhe und Gelassenheit kommen zurück. Hier ist friedliche Nachmittagsstimmung: Die Leute liegen im Sand, schwimmen, Großvater und Enkel führen beim Spaziergang ernsthafte Gespräche, Pärchen lachen miteinander und alle lachen uns an. Wir stören nicht. Auf einer Pontonbrücke zur anderen Seite ist zu erkennen, wie schnell das Wasser tatsächlich strömt.


 
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