Tianzifang (田子坊 tiánzĭfāng), zu Deutsch ?Stadtteil der Familie Tian?, existiert seit über 200 Jahren. Es wurde Anfang des 20.Jahrhunderts von Huang Jin Rong, dem damaligen leitenden chinesischen Offizier der französischen Gendarmerie errichtet und besteht in seiner Grundstruktur bis heute nahezu unverändert. Als architektonische Besonderheit steht das Gebiet mit seinen um 1900 erbauten Lagerhallen, Fabrikgebäuden und die für Shanghai einzigartigen Wohnhäuser aus Backstein im ?Shikumen?(shíkùmén 石库门)-Stil im krassen Gegensatz zu den gläsernen Wolkenkratzern der Metropole. Liebevoll restaurierte Steinhäuschen mit geschwungenen Eingangsportalen verleihen dem Viertel einen entrückten Charakter und beherbergen vielfältige Gastronomie und trendige Boutiquen lokaler und internationaler Couleur. Noch vor weniger als 10 Jahren war die Taikang Road ein Longtang (Alt-Shanghaier Wohnviertel) wie viele andere auch; voll mit typisch chinesischem Stadtleben und damit verbundenem Lärm und Gerüchen. Ihr drohte, wie ebenfalls vielen anderen Longtangs, 1999 der endgültige Abriss zugunsten neu zu errichtender Wohnblöcke. Gleichzeitg bildete sich jedoch eine Gegenbewegung aus Künstlern und Denkmalschützern, die sich energisch für die Erhaltung des alten Viertels einsetzte. Nachdem letztendlich auch die Stadtregierung auf den Wert des Viertels aufmerksam gemacht werden konnte, triumphierte die Bürgerinitiative im Jahr 2004. Die Baupläne für die neuen Luxuscompounds wurden verworfen und der entsprechende Abschnitt der Taikang Road unter dem gelenken Namen ?Tianzifang Creative Park? fortgeführt. Da ein ca. 25m² großes Studio in der Taikang Road nur 3 RMB pro m²/Monat und damit deutlich weniger als in XinTianDi-Nähe kostet, gehen seither bei Planungsdirektor Wu ständig Anrufe von Mietinteressenten aus der Kreativbranche ein. Herr Wu ist zuversichtlich, dass sich die Anzahl der Studios in den nächsten zwei Jahren auf mehr als 700 verdreifachen wird. Auch wenn seit 2008 die südliche Straßenseite der Taikang Road im Zuge einer Baumaßnahme abgerissen und damit ein Teil des Originalviertels verschwunden ist, so wächst es doch nordseitig Jahr für Jahr weiter. So kam es, dass allein im vergangenen Jahr fast 20 neue Einrichtungen eröffneten und die eigentliche Hauptgasse geflechtartig um immer neue Nebengässchen erweitert wurde. Gleichzeitig verdrängt dieses Wachstum jedoch auch zunehmends Anwohner aus ihren angestammten Wohnungen und Läden.
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