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Mittagspause auf dem Mekong (3)
Von Kristin Haug und Verena Töpper
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Gurken kosten fünf Euro, für Frischfleisch greift er zum Gewehr: Michael Schluchtmann, 50, lebt seit zehn Jahren in Grönland. Hier erzählt er, wie sich gefrorene Nasenhaare anfühlen – und welcher Monat sein liebster ist.

Als ich vor zehn Jahren in Nuuk ankam, hatte ich keine Ahnung, was mich erwartet. Ich erinnere mich noch genau, wie mir sofort bei der Ankunft in Kangerlussuaq die Nasenhaare einfroren – ein sehr eigenartiges Gefühl, das ich inzwischen aber gewohnt bin. Im Winter wird es hier eisig kalt, durch den Windchill-Effekt beträgt die gefühlte Temperatur oft minus 45 Grad Celsius.

Ich hatte mich auf die Stelle in Grönland beworben, ohne jemals dort gewesen zu sein. Da war einfach dieses Gefühl, dass ich dorthin passe. In kühlen Regionen habe ich mich schon immer wohlgefühlt, ich liebe Skandinavien, habe viele Jahre in Dänemark und auf Island gelebt. Eis und Schnee und wilde Natur finde ich großartig.

Schon Mitte der Neunzigerjahre hatte ich versucht, einen Job in Grönland zu bekommen. Auf meine Bewerbung als IT-Manager beim grönländischen Flughafenbetreiber hatte ich auch prompt eine Zusage bekommen. Das telefonische Vorstellungsgespräch war auf Dänisch, die Sprache spreche ich fließend, und wir wurden uns schnell einig. Den Job trat ich trotzdem nie an. In letzter Sekunde stellte sich heraus, dass aus juristischen Gründen nur dänische Staatsbürger für die Stelle infrage kamen, da zu jener Zeit der Flughafen noch Militärgebiet war.

Grönland gehört zu Dänemark, ist aber kein Teil der Europäischen Union. Deshalb kann man aus Deutschland nicht einfach dorthin ziehen. Grönland und Dänemark teilen sich verschiedene Regierungsaufgaben, aber innenpolitisch ist Grönland zum Großteil autonom. Ob man nun aus Deutschland oder aus Pakistan einwandern will, macht rechtlich keinen Unterschied. Ich muss jedes Jahr eine neue Aufenthaltsgenehmigung beantragen, und die gibt es nur, wenn man einen Arbeitsvertrag hat.

Für Fachkräfte stehen die Chancen auf eine Anstellung hier aber sehr gut, vor allem in der IT und in der Pflege werden händeringend Menschen gesucht. Als ich mich 2010 zum zweiten Mal auf eine Stelle in Grönland bewarb, bekam ich sofort wieder eine Zusage. Seit mehr als zehn Jahren arbeite ich jetzt in Nuuk für die örtliche Telekommunikationsgesellschaft, mittlerweile als Datenschutzbeauftragter. Das ist das Schöne hier: Wer gute Arbeit leistet, macht schnell Karriere.

Meine Tochter hat in Dänemark als Altenpflegerin gearbeitet und ist mir mit ihrer Familie nach Grönland gefolgt. Hier hat sie es innerhalb weniger Jahre auf eine Leitungsposition im Gesundheitsministerium geschafft, und sie ist erst 27 Jahre alt.


 
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