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Thriller: Shanghai Expats (2)
Von Stephan Lake
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Police ID 033495.

Palmer stand immer noch vor dem Schalter mit der Scheibe aus Sicherheitsglas, der Hagere saß immer noch dahinter. Und blätterte kopfschüttelnd durch den stempellosen Reisepass.

Das Gesicht eingefallen, der Schädel kahlrasiert, an den fleischlosen Armen zuckten Elle und Speiche.

Hager eben.

Ausgezehrt.

Ausgetrocknet.

Verwelkt ...

Palmers Gedanken wanderten. Er hatte dreizehn Stunden Flug hinter sich.

Dreizehn Stunden Flug wegen eines alten Chinesen.

Ich habe gehört, Palmer, du bist auf der Suche nach mir.

Palmer legte den Daumen an den Hals – neun Schläge in zehn Sekunden. Achtundvierzig pro Minute. Er dachte nach, aber er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal angespannt war oder gar aufgeregt. Zu lange.

Palmer warf einen Blick auf die beiden Uniformierten, die in ihrer Kabine fünf Meter hinter dem Hageren saßen und die Ankommenden musterten. So, wie sie das vor wenigen Minuten auch bei ihm getan hatten. Supervisor stand auf ihren Schildern.

Jetzt beachteten sie ihn nicht mehr.

Der Hagere blätterte weiter und starrte weiter auf leere Seiten. Blaue Adern an den Armen, den Händen, den langen, dünnen Fingern; die Kuppen gelblich verfärbt. Raucherhände. Der Hals nur Sehnen und Haut, der Kopf darauf schwankte wie ein Kran hoch oben auf einem Hochhaus in Pudong. An dem dunklen Uniformhemd mit kurzen Ärmeln, über der linken Brust, sein Anstecker mit der Polizeilichen Dienstnummer. Bedeutete die Nummer, dass es in dieser Stadt 33.495 Polizisten gab? Oder mehr?

Konnte sein. Die Stadt war groß. Vierundzwanzig Millionen Menschen, vielleicht noch mehr, wer wusste das schon so genau. Da brauchte es viele Polizisten.

Elle und Speiche zuckten ohne Unterlass.

Soweit, kein Stempel im Pass. Nicht ein einziger.

Auch kein Einreisevisum für dieses Land. Pudong, der Stadtteil, in dem auch dieser Flughafen lag, dürfte er demnach gar nicht kennen.

Der Hagere sah zu ihm hoch. Der Blick huschte über die Schramme über seinem rechten Auge.

Palmer lächelte.

Der Hagere nicht. Der schaute wieder nach unten, nahm erneut Palmers Ticket nach Manila, Weiterflug in drei Tagen, legte das Ticket hin und nahm wieder den Pass und blätterte weiter.

Das Ticket musste sein, sonst hätte Palmer hier nicht landen dürfen. Und Manila war für diesen Zweck ein so guter Ort wie jeder andere.

Auch trug er eine billige Reisetasche bei sich mit allerlei nutzlosem Zeug. Die Tasche musste ebenfalls sein; ohne Tasche reisen war heutzutage auffällig.

Auf dem Schalter links vor dem Sicherheitsglas ein Monitor. Der Bildschirm ohne Informationen, blank.


 
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